Unsere Organisation hat 2020 unseren Lehrplan für Katas überarbeitet. Das nehmen wir zum Anlass, über Katas im Kyokushin Karate zu schreiben, und euch eine gute Übersicht der aktuellen Katas zu geben.

Das Wort Kata bedeutet frei übersetzt „Form“. Wenn wir uns das japanische Zeichen etwas genauer ansehen und es wörtlich übersetzen bedeutet Kata „Form, die den Boden schneidet“. Die Kata, wie wir sie im Kyokushin Karate kennen und praktizieren, haben überwiegend ihren Ursprung auf der Insel Okinawa, der Geburtsstätte von Karate.

Die Geschichte von ihrer Entstehung ist z. T. relativ lang, interessant und kompliziert. Hier wollen wir uns nur auf die Geschichte der Kyokushinkai Kata begrenzen. Dafür müssen wir wissen, dass es zwei große „Schulen“ auf Okinawa gab. Zum einen Shuri-Te und zum anderen Naha-Te.

Unser Begründer, Sosai Masutatsu Oyama, war in beiden Schulen zuhause. Er war 4. Dan im Shotokan, was zur Shuri-Te-Schule gehört, und 7. Dan im Goju-Ryu, was zu Naha-Te zählt. Aus diesen beiden Traditionen hat Mas Oyama dann unser Kata-System entwickelt. Das ist ein wenig ironisch, da Kyokushin am bekanntesten für seine Kämpfe ist, nicht für seine Kata und Anwendungen. Dabei haben wir eine enorme Vielzahl und Vielfalt an Kata.

Mas Oyama betonte drei grundlegenden Elemente der Kata

技の緩急 (Waza no Kankyū)
Das Tempo der Techniken: Das Tempo der Kata variiert – manche Techniken werden schnell ausgeführt, andere langsamer.

強弱の強弱 (Chikara no Kyōjaku)
Die Kraft: Die Kraft einer Technik ergibt sich aus dem richtigen Gleichgewicht zwischen Kraft und Entspannung.

息の調整 (Iki no Chōsei)
Die Kontrolle der Atmung: Das richtige Timing (Einatmen und Ausatmen) und die Kraft der Atemzüge (Kiai 気合, Ibuki 息吹 oder Nogare 逃れ) sind essentiell für richtige Techniken.

Durch das Üben von Kata trainieren wir die traditionellen Kampftechniken. Gleichgewicht, Koordination, Atmung und Konzentration werden dabei unvergleichlich geschult. Wenn sie richtig ausgeführt werden, sind Kata ein gutes, ganzheitliches Training von Geist und Körper.

Mas Oyama sagte einmal, dass man „… an Karate als eine Sprache denken sollte – das Kihon (Grundlagen) kann man sich als die Buchstaben des Alphabets vorstellen, die Kata (Formen) sind Wörtern und Sätzen und das Kumite (Kampf) ein Gesprächen.“ So gehören die Kata grundlegend zu unserem Karate-Stil dazu.

Kata-Liste nach historischem Gebiet (mit Links zu der Seite unserer Organisation für die Videos, falls vorhanden)

Nördlich

Die nördlichen Kata stammt aus der Shuri-Te-Tradition des Karate und damit unter anderem aus dem Shotokan-Karate.

Taikyoku Sono Ichi 
Taikyoku Sono Ni
Taikyoku Sono San

› Der Name Taikyoku beutetet frei „Die vorbereitende“ Kata

Pinan Sono Ichi
Pinan Sono Ni
Pinan Sono San
Pinan Sono Yon
Pinan Sono Go

› Pinan (ausgesprochen „pin-ann“) bedeutet wörtlich übersetzt „Sicher vor Schaden/Gefahren“

Kanku Dai

› Kanku bedeutet übersetzt „Himmel beobachten“

Sushiho

› Der Name bedeutet „54 Schritte“ und bezieht sich auf eine symbolische Zahl im Buddhismus

Bassai

› Der Name Bassai bedeutet übersetzt „eine Burg stürmen“

Tekki Sono Ichi
Tekki Sono Ni
Tekki Sono San

› Der Name Tekki bedeutet „Eisenpferd“

Einzigartig im Kyokushinkai:

Sokugi Kata

Sokugi Taikyoku sono Ichi
Sokugi Taikyoku sono Ni
Sokugi Taikyoku sono San

› Diese drei Kata wurden von Mas Oyama entwickelt, um die Fähigkeiten des Tretens weiter zu entwickeln. Sokugi bedeutet wörtlich „treten“.

Ura Kata

Taikyoku sono Ichi ura
Taikyoku sono Ni ura
Taikyoku sono San ura

Pinan sono Ichi ura
Pinan sono Ni ura
Pinan sono San ura
Pinan sono Yon ura
Pinan Sono Go Ura

› Einige Kata werden in „Ura“ gelaufen, was im Wesentlichen bedeutet, dass alle Techniken mit einer Drehung ausgeführt werden. Die Ura Kata wurden von Oyama als Hilfe zur Förderung von Gleichgewicht und Geschick in kreisförmigen Techniken gegen mehrere Gegner entwickelt.

Süd

Die südlichen Kata stammen aus der Naha-Te-Tradition des Karate und in unserem Fall aus dem Goju-Ryu-Karate.

Gekisai Sono Ichi
Gekisai Sono Ni
Gekisai Sono San

› Der Name der Katas entstand in der Zeit des zweiten Weltkrieges. Es bedeutet soviel wie: „angreifen, um den Feind zu zerschlagen.“ Als Feind Okinawas wurden damals amerikanische Soldaten gesehen.

Wir haben als Organisation diese Katas nun neu entwickelt, bzw. überarbeitet und damit die Katas „Geksai Dai“ und „Geksai Sho“ in unserem Lehrplan ersetzt. Sie bereichern unseren Karate-Stil durch weitere Techniken, die es so in den anderen Katas nicht gibt

Tensho

› Der Name bedeutet „rotierende Palmen“ und gilt als Bindeglied zwischen altem und modernem Karate

Sanchin

› Der Name bedeutet „drei Punkte“ oder „drei Kämpfe“

Saifa (Saiha)

› Der Name bedeutet „zerschlagen und niederreißen“

Seienchin

› Der Name bedeutet ungefähr „Griff in die Schlacht“

Seipai

› Der Name übersetzt sich in die Zahl 18, die im Buddhismus bedeutend ist

Yantsu

› Yantsu bedeutet „Reinhalten“

Tsuki No Kata

› Der Name bedeutet „Form der Faust“

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