Im Kyokushin Karate, anderen Karate-Stilen und vielen anderen Kampfkünsten tragen wir besondere Kleidung, die wir auf Deutsch „Anzug“ nennen. Wir wollen uns in diesem Artikel damit be- schäftigen, was dieser Anzug ist, der auf japanisch „Dogi“ genannt wird.

Ist es nur ein Kleidungsstück, eine spezielle Ausrüstung oder mehr?
Fest steht, dass es eine sehr passende Kleidung für Karate ist, in der wir uns sehr gut und ungehindert bewegen können, der uns warm hält und zur selben Zeit den Schweiß gut aufnimmt. Der Karateanzug ist aber mehr als eine bequeme „Thermowäsche“ für den Sport. Er ist die Art von Ausrüstungsgegenstand, die uns hilft, besser Karate zu trainieren. Wie macht er das? Durch die

Bewegungsfreiheit können wir Techniken besser auszuführen, haben mehr Kontrolle und manchmal hilft er uns auch Techniken zu verstecken (durch den weiten Schnitt). Außerdem hat er keine Knöpfe oder Reißverschlüsse, was das Verletzungsrisiko senkt. Waren das schon alle Gründe, wieso wir einen Karateanzug tragen? Oh nein, auch wenn es für viele hier endet. Es gibt noch viele weiter Gründe.

Dein Karate Dogi war ursprünglich eine traditionelle Arbeitskleidung, die von japanischen Bauern auf dem Land verwendet wurde. Sie haben die Kleidung vor allen getragen, weil sie beim Arbeiten bequem war und sie in ihren Bewegungen nicht eingeschränkt hat. Aber das ist nicht alles. In Japan haben die meisten Dinge mehrere Gründe und sind gut durchdacht. So auch der Dogi. Der

Gürtel ist so konstruiert, dass dein Kimono eng bleibt. Der Knoten hat aber auch zusätzlich eine weitere Funktion. Er übt Druck auf dein Hara (Körpermittelpunkt) aus, wo die Japaner glauben, dass sich unsere Lebenskraft und Seele befindet. Medizinisch ist es unser Körperkern, was wir im Sport auch Core nennen. Es ist der Punkt, wo alle Spannung im Körper drüber ausgeht und was wir im Karate besonders trainieren. Der Druck soll uns unseren Körpermittelpunkt bewusst spüren lassen und uns helfen das „Hara“ zu kontrollieren.

Wieso ein weißer Dogi?

War er immer schon weiß? Nein, am Anfang war der „Dogi“ nicht weiß, sondern eher braungrau. In Weiß erinnert der Dogi uns auf eine symbolische Weise daran, dass wir alle gleich sind, obwohl unsere Gürtel unterschiedliche Farben haben (stammt aus dem Judo und wurde im Karate übernommen). Weiß ist die Farbe von Reinheit, Unschuld, Licht, Güte, Himmel, Sicherheit, Brillanz, Erleuchtung, Verständnis, Sauberkeit, Glauben, Anfängen, Spiritualität, Demut, Aufrichtigkeit und Schutz. Das alles soll der weiße Anzug symbolisieren und uns auf unseren gemeinsamen Karate-Weg eins machen. Unabhängig von unserem Gürtel sind wir im Karate alle gleich viel wert, müssen alle lernen und sollen alle füreinander da sein. Durch die einheitlichen Anzüge ist es egal, wo du her kommst, wieviel Geld du hast, welchen Glauben du lebst und aus welcher Kultur du kommst. Auf der Matte, im Anzug, sind wir alle gleich.

Unser Dogi hat außerdem noch das Japanische Zeichen für „Kyokushinkai“ auf der linken Brust. Das wurde später von Sosai Mas Oyama, unserem Begründer, hinzugefügt. Das Zeichen ist nicht nur Dekoration. Es ist ein starkes Symbol mit Bedeutungen, das unser Gi in ein besonderes Kleidungsstück verwandelt. Unser Dogi wird zu einem äußeren Zeichen der Zugehörigkeit und soll uns erinnern, was Kyokushinkai Karate ist. Es erinnert uns an unsere Werte, Stärke, Niederlagen und Siege, die unseren besonderen Weg in diesem Karate-Stil ausmachen.

Wir sollen unseren Karate-Dogi mit Würde und Respekt tragen. Der Dogi macht einen großen Unterschied zwischen Karate (bzw. Kampfküns- ten) und anderen Sportarten. Es ist eine Erinnerung daran, dass wir uns auf einem Weg mit dem ganzen Sein befinden, nicht nur auf einem körperlichen. Karate ist mehr als nur ein Training für den Körper. Wir stehen für Werte, Zusammenhalt und Kraft. Diese symbolische Funktion sollte dich dazu bringen, den Anzug mit größerem Respekt zu behandeln. Je mehr wir verstehen, dass es nicht etwas Stoff ist, was wir beim Training nur tragen, desto mehr werden wir auf unserem gesamten Karateweg verstehen, dass es nicht nur um Bewegung geht, sondern darum, als ganzer Mensch immer weiter zu wachsen.

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